Wie können im Jahr 2050 etwa 10 Milliarden Menschen gesund ernährt werden, ohne dabei die Umwelt zu zerstören? Die Antwort auf diese Frage gibt uns die Planetary Health Diet. Wie also sieht eine Ernährung aus, die für den einzelnen gut und für die Erde und die Gemeinschaft gesund ist?
Vielleicht hast du dir auch schon einmal die Frage gestellt, wie du deinen Beitrag dazu leisten kannst, die Erde zu retten, das Klima, die Tiere, all das. Irgendwie ist die Veränderung so präsent und wirkt unaufhaltsam. Die Dimensionen sind so groß, während man selbst so klein ist. Und trotzdem finde ich, dass man auch fühlt, dass jeder von uns wichtig ist und aktiv etwas tun kann.
Die EAT-Lancet Kommission, eine Gruppe internationaler Wissenschaftler*innen, hat sich intensiv mit der Frage befasst, wie eine Ernährung aussehen kann, die für jeden Menschen und gleichzeitig auch für die Erde gesund ist. Ihre im Jahr 2019 gelaunchte Planetary Health Diet gibt uns erstmalig eine solche Ernährungsempfehlungen. Sie schließt dabei auch die Lebensmittelproduktion und den Food Waste mit ein, und bietet somit ein umfassendes Konzept zur Transformation unseres Ernährungssystems.
Gesund für die Erde
Die definierten Belastbarkeitsgrenzen der Erde bilden die Basis für die Empfehlungen der EAT Lancet Kommission. Diese beziehen sich unter anderem auf die Themengebiete Trinkwasser, Biodiversität, Klimaveränderungen und die veränderte Landnutzung. Dann wurden untersucht, was diese definierten Belastbarkeitsgrenzen der Erde genau beeinflusst, und ein Maßnahmenpaket zu ihrer Wahrung entwickelt. Unsere Ernährung ist dabei ein entscheidender Faktor. Denn bereits heute werden zum Beispiel 40 Prozent der Landflächen für die Landwirtschaft genutzt und 70 Prozent des Frischwassers für die Lebensmittelproduktion verbraucht*.
"Indem ein sicherer Bereich für Ernährungssysteme definiert wird, kann eine Ernährungsweise identifiziert werden, die die menschliche Gesundheit und die ökologische Nachhaltigkeit fördert." Prof. J. Rockström, EAT Lancet
Um die planetaren Grenzen zu wahren, ist eine Transformation des gesamten Ernährungssystems erforderlich. Neben der Ernährung umfasst die Planetary Heath Diet auch die Produktion unserer Lebensmittel und den Food Waste. Schauen wir uns speziell den Aspekt der Ernährung genauer an.
Gesund für den Menschen
Eine Ernährung innerhalb der planetaren Grenzen ist auch für uns Menschen gesund. Vergleichen wir die aktuelle Ernährungsweise der Deutschen mit der Empfehlung der Planetary Health Diet, wird auf den ersten Blick deutlich, dass wir mehr Obst und Gemüse und weniger Fleisch essen sollten.
Die Empfehlungen sind flexibel gestaltet und geben viele Möglichkeiten für eine gesunde Ernährung. Der flexitarische Ansatz steht im Mittelpunkt, eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise ist aber auch mitgedacht worden. Es ist nichts verboten, vielmehr geht es um bewusstes und nachhaltiges Essen.
Planetary healthy essen
Was also empfehlen die Experten dir für deine gesunde und nachhaltige Ernährung?
Mehr Gemüse
Es gibt immer mehr Rezepte, die das Gemüse kreativ in den Mittelpunkt des Tellers (oder der Bowl) rücken. Ein bunter Regenbogen an Möglichkeiten tut sich da auf, und jede Saison hat ihre Highlights. Trendgemüse wie Rote Bete, Blumenkohl oder Avocado, von der Levante inspirierte Auberginen, dazu stille Helden wie Sellerie und Lauch. Schau doch mal auf dem Wochenmarkt und lass dich inspirieren.
Ohhhh Obst
Auch beim Obst darf es etwas mehr sein. Saftig, frisch, saisonal, regional, gern selbst angebaut - je unperfekter und natürlicher, desto besser. Die ganze Frucht (mit Schale und Kauen und allem) ist besser als ein Smoothie - der zählt aber auch. Und eine Schale voll saftiger Beeren auf dem Tisch ist echt schnell weggesnackt. Klappt auch bei Teenagern, die das nicht so im Fokus haben.
Weniger Zucker
Die Planetary Health Diet empfiehlt eine Halbierung des Zuckerkonsums. Es geht nicht darum, gar nichts Süßes mehr zu essen, zwei Esslöffel Honig pro Tag sind zum Beispiel drin. Das klingt gar nicht so wenig finde ich. Weil Zucker sich jedoch häufig versteckt (in Ketchup, Säften, Müsli und so weiter) lohnt sich aber auf jeden Fall der Blick auf die Zutatenliste der Produkte im Supermarkt.
Bewusst flexitarisch
Ok wir haben es inzwischen echt oft gehört - unser Fleischkonsum ist zu hoch. Weniger Fleisch zu essen ist gesünder für uns Menschen und für den Planeten. Täglich etwas Aufschnitt, wöchentlich zwei Portionen Geflügel oder alle zwei Wochen ein Steak - du hast die Wahl. Dazu zwei Mal Fisch pro Woche. Vegetarisch oder vegan zu essen ist natürlich auch planetary healthy, hier sind die Empfehlungen flexibel.
Erbsen, Linsen, Tofu
Wenn wir flexitarisch leben und unseren Fleischkonsum reduzieren, entsteht Platz auf dem Teller. Diese Lücke dürfen wir mit Linsen, Kichererbsen, Bohnen und Soja füllen. Mir gefällt, wie abwechslungsreich und herzhaft die Möglichkeiten sind. Tofu und Erbsensuppe, Hummus und Linsenaufstrich in verschiedenen Varianten - meine Ernährung ist definitiv bunter geworden, seit ich mehr Hülsenfrüchte esse.
Vollkorn, Nüsse und Kerne
Beim Brot ist es einfach - die Auswahl ist so riesig, Vollkornbrot gibt es in 1.000 Varianten, darin Sonnenblumenkerne, Sesam oder Nüsse. Und zum Weizen gibt es so viele Alternativen, probier doch mal Dinkel, Buchweizen oder Emmer aus. Dazu eine Handvoll Kerne im Salat für den Crunch, bunter Reis, Couscous, Bulgur - dann darf die Pasta auch weiterhin ohne Vollkorn auskommen finde ich 😉.
Um die Empfehlungen der EAT-Lancet Kommission umzusetzen, bedarf es einiger grundlegender Änderungen in Bezug auf unsere Essgewohnheiten. Alles hat seine Zeit. Und jetzt ist die Zeit für die Transformation unserer Ernährung. Jeder Schritt in die richtige Richtung zählt, und das beste Argument ist vielleicht die Tatsache, dass all das auch tatsächlich gesünder für dich ist. Du kannst es also für dich tun. Und für die Erde, für die Tiere und die Umwelt, in der du lebst. Worüber noch nachdenken?🪴
Quellen und essbare Inspiration
Mehr zur Arbeit der EAT-Lancet Kommission findest du unter eatforum.org (englisch).
Der Summary Report zur Planetary Health Diet wurde 2019 veröffentlicht und ist online verfügbar: Food Planet Health - Healthy Diets from Sustainable Food Systems, Summary Report of the EAT-Lancet Commission (englisch). Aus diesem Bericht stammt auch das *.
Eine Übersicht der Planetaren Belastungsgrenzen findest du beim Bundeszentrum für Ernährung BZfE: Nachhaltige Ernährung - planetary health basics.
Quelle für die Grafik: Margarete Büning-Fesel, Impulsvortrag auf der In Form Digital 2021 Querbeet und Kunterbunt – essen in unseren planetaren Grenzen basierend auf: Nationale Verzehrstudie II.
Tolle Rezepte und eine liebevolle Anleitung zur pflanzenbasierten Ernährung findest du in dem Buch How to go Plant Based - Der definitive Guide für dich und deine Familie von Ella Mills, die du vielleicht von Deliciously Ella kennst. Deutsche Ausgabe: Berlin Verlag | 2022.
Comments